Wir treffen uns jeden Montag:

 

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Gute Vorsätze für das neue Jahr?
Aus bereits Bestehendem lässt sich lernen

„Es wird darum gehen, ob wir Europäer in der globalen und digitalen Welt unsere Werte solidarisch und selbstbewusst nach innen wie nach außen vertreten, ob wir so auch für ein wirtschaftlich erfolgreiches und gerechtes Europa arbeiten und konsequent für den Schutz unserer Außengrenzen wie auch die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger eintreten. Deutschland und Frankreich wollen gemeinsam dafür arbeiten, dass das gelingt, und so dazu beitragen, Europa für die Zukunft fit zu machen.“
Neujahrsansprache von Angela Merkel am 01.01.2018

„Deutschland und Frankreich streben bei großen Rüstungsprojekten der kommenden Jahrzehnte eine Kooperation an. Beide Länder wollten prüfen, ob eine gemeinsame Beschaffung eines neuen Kampfpanzers, eines Seefernaufklärers und eines Kampfjets machbar sei, erklärten die Regierungen beider Länder nach einem gemeinsamen Ministerrat in Paris.“
„Deutschland will Pannen-Eurofighter loswerden“, die Welt, 13.07.2017
 
Die Neujahrsansprache von Angela Merkel ist hinterhältiger als sie auf den ersten Blick erscheint. Gefährlich einlullend säuselt sie vom Familienglück, besseren Bedingungen in der Pflege. Auch vergisst sie nicht den vielen Polizistinnen und Polizisten zu danken, die dieses Glück erst möglich machen würden. Damit beschwört sie eine Illusion, die weder existiert, noch so existieren kann. Wir alle können ein Lied davon singen.

Kein Wort dazu, wie die Pflegebedingungen ver-bessert werden sollen, da unter dem Diktat der Austeritätspolitik weiter-hin Kürzungs- oder soge-nannte „Konsolidierungsmaßnahmen“ durch-geführt werden. Wie Deutschland und Frank-reich daran arbeiten wollen, „die Außengrenzen zu schützen“ wird in der Nachricht der Welt deutlich. Große Zeiten für die Rüstungs-industrie? Und nicht zuletzt harmoniert der harmlos daherkommende Satz, dass „wir Europäer unsere Werte solidarisch und selbstbewusst nach innen wie nach außen vertreten wollen“ perfekt mit der Huldigung der Soldatinnen und Soldaten, die „hier zulande oder in den Auslandseinsätzen ihren Dienst für unser Land tun“.
Also Vertrauen und Hoffnung in die Kanzlerin?

Was die Rede deutlich macht ist, wir können uns nicht darauf verlassen, dass andere die Welt menschlich gestalten. Wir müssen es selbst tun!

Dafür gibt es viele Ansätze: in der Flüchtlingssolidari-tät, die die Menschenwürde und nicht die Außengren-zen schützt, in der Frie-densbewegung, die für die Beendigung der Flucht-ursachen streitet und u.a. die Waffenexporte über den Hamburger Hafen verbieten will, im Engagement gegen die Schuldenbremse als Emanzipations- und Entwicklungsbremse und nicht zuletzt in der konsequenten Reformierung des Studiums zugunsten von Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung.

Gemeinsam mit Sinn und Verstand -
nehmen wir unser Schicksal in die Hand!

Souverän menschlich
Zu den Ergebnissen der StuPa-Wahl

„Nun geht es weiter; nächste Episode! Fragt sich nur, in welche Richtung es weitergeht. Das hängt von uns ab; an jedem Wendepunkt hat man die Wahl.“
Klaus Mann, „Der Wendepunkt“, 1947

Bei den diesjährigen Wahlen zum Studierendenparlament (StuPa) gab es eine eindeutige Linksverschiebung. Der fortschrittliche Block (SDS, Studium Zukunft, Antifa) hat zusammen leicht zugelegt. Die konservativen Service-Listen dagegen, von denen aus dem Vorjahr viele nicht mehr angetreten sind, haben sich in Wahlstimmen bei der Listenwahl halbiert.
Die links-sozialdemokratische Liste Studium Zukunft gewann mit konkreten Studienreformvorhaben stark dazu, der Zuwachs der Liste Antifa ist eine richtige Wahlentscheidung gegen die AfD. Beide Maßstäbe werden sich in der kommenden StuPa-Periode beweisen wollen.

Unzufrieden macht die undemokratische Verschiebung des Wählerwillens durch die Direktkandidaten (DK). Teilweise ohne Gegenkandidierende eingezogen, verändern die DK allgemein die demokratische Listenwahl stark. So zieht die Liste für einen politisch neutralen AStA mit 4 Direktmandaten, viel stärker als der Wähler wollte, mit 7 Plätzen, real 6 Parlamentariern (da nur 6 Kandidierende), ins Parlament ein.
Diese Verschiebung gilt in beide Richtungen auch für andere Listen. So z.B für die sehr unterschiedlich zusammengesetzten Life Science Listen (Campus Leben und Liste Life Science). Wie sich hier das politische Feld aufgliedern und entwickeln wird, wird sich in Diskussion und Praxis zeigen.

The proof of the pudding
is in the eating!

Ein Rückschritt ist auch die diesjährige Wahlbeteiligung: Über 300 Studierende weniger haben den Weg zur Wahlurne gefunden, wobei es an der HAW lange nicht mehr eine so gut organisierte Wahl gegeben hat.

Die Politisierung des StuPas durch ein breites Spektrum der Gewählten ist zu begrüßen, da es lebendige und diskursive Sitzungen verspricht. Ebenso produktive, denn wir haben viel vor!
Eine Konferenz gegen die Kürzungspolitik ist in der Pipeline, außerdem geht es weiter darum, um Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung (Frieden, Gegen Rechts, Soziale Wohlentwicklung) zu ringen, sowie in der Studienreform voranzukommen. Eine demokratische Überarbeitung der StuPa-Ordnungen (z.B. die Abschaffung der Direktkandidaten) ist ebenfalls sehr angebracht.

An dieser sinnstiftenden Arbeit können sich alle beteiligen.

Lesung gegen Rechts
mit Rolf Becker

Die AfD ist eine Partei der Menschenfänger. Sie lügen, manipulieren, hetzen was das Zeug hält – für eine Rückkehr in düstere Zeiten der Menschheitsgeschichte.

Wie haben sie u.a. bei der Bundestagswahl so viel Zuspruch einsammeln können?

Die Wahl der AfD war von vielen Menschen – gerade von den „Verlierern“ des Systems – eine Wahl gegen die Degradierung. Gegen die Parteien, die viel reden, aber wenig tun, um die soziale Ungleichheit real zu überwinden. Privatisierungen, Steuersenkungen und Sozialstaatsabbau in den letzten Jahrzehnten haben die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich enorm verschärft, sodass aktuell 8 Menschen so viel besitzen, wie die Hälfte der Weltbevölkerung! Diese Politik der Konzerne wurde mitgetragen und vorangetrieben von CDU|CSU|FDP|SDP|Grüne. Die AfD vertritt unterm Strich nichts anderes, aber öffentlich gibt sie sich selbst das Bild einer „Protestpartei“. Und sie liefern das „Feindbild gleich mit – die Flüchtlinge. „Nach unten“ tritt es sich leichter.

Durch die Übernahme linker Forderungen und die Vereinnahmung historischer Personen („Ernst Thälmann würde AfD wählen“ – Sachsen Anhalt zur Bundestagswahl 2017) ergänzen sie ihr Täuschungsmanöver und geben sich den Anstrich einer realen Alternative. Die Faschisten in der AfD, die teilweise jetzt im deutschen Bundestag sitzen, arbeiten mit denselben Methoden wie früher.

Bereits in den 1930er Jahren manipulierte die NSDAP die Menschen, in dem sie antikapitalistische Parolen in ihr Wahlprogramm übernahm, weil es der gesellschaftlichen Stimmung der Suche nach einer Alternative entsprach.
Gegen diese Demagogie schrieben, dichteten und sprachen zu der Zeit Kulturschaffende wie Kurt Tucholsky, Bertolt Brecht, Carl von Ossietzky, Thomas Mann und viele mehr mit messerscharfem Humor und kämpferischem Humanismus für Wahrheit, Aufklärung und internationale Solidarität. Von ihnen wollen wir lernen – für die Enttarnung der Rechten heute.

Gegen die Verzweiflung geht es um eine wirkliche Alter-native - Frieden, Demokratie, sozialer Fortschritt, Umweltschutz.

Rolf Becker liest aus antifaschistischen Texten der Klassiker – für ein solidarisches Heute.

Wahlen zum Studierendenparlament 2017

Humanität wagen

 

„Wer PESCO unterzeichnet, geht Verpflichtungen ein. Zum Beispiel die, das Verteidigungsbudget »regelmäßig zu erhöhen, um die vereinbarten Ziele zu erreichen«. […] 15 Staaten haben bereits 47 konkrete Projekte angestoßen, die schnell vorangetrieben werden sollen. Deutschland etwa will ein Exzellenzzentrum für Auslandsmissionen einrichten und ein verlegbares Krankenhaus aufbauen.“
Ulrich Ladurner, „Europäische Selbstertüchtigung“, ZEIT Online, 14. November 2017

"Jeder Pazifismus, der den Krieg für Petroleum, für Industrien, für Schutzzölle nicht rundweg ablehnt, ist weder gesund noch ungesund, sondern überhaupt keiner."
Kurt Tucholsky, Gesunder Pazifismus , Das Andere Deutschland, 31. März 1928

PESCO, die am Montag, 13.12. unterzeichnete Vereinbarung zur EU-Militärkooperation, soll uns auf Teufel komm raus schmackhaft gemacht werden. Dabei kennt der Zynismus der europäischen Regierungen keine Grenzen. Wenn aus den militärischen Mitteln ein „Krankenhaus auf Rändern“ gebaut wird, dann benötigt dieses folglich auch einen Krieg. Denn ohne verwundete Soldaten hätten die behandelnden Ärzte keine Aufgabe. Und diese Kriegsgefahr ist real, da die Vereinbarung auch ein Schritt hin zu einer "schlagkräftigen" europäischen Armee ist, die auch ohne die Nato "interventionsfähig" sein soll.

Doch der Putz der heuchlerischen Fassade bröckelt. Zunehmend wolle sich Menschen nicht mehr hinters Licht führen lassen und verlangen Frieden, Wohlstand, Demokratie und sozialen Fortschritt – global. Sie fordern damit nicht weniger als ihr unveräußerliches Menschenrecht. Statt Medizin zum Zusammenflicken fürs weitere Töten zu missbrauchen, könnte mit den Geldern europaweit die Gesundheitsver- sorgung verbessert werden. Auch würde dies ein unüberhörbares Zeichen für Abrüstung setzen.

Die Hochschulen können zu solch einer menschenwürdigen Entwicklung alltäglich in Forschung, Lehre und Öffentlichkeit wissenschaftlich-politisch wie kulturell beitragen.
Wir haben viel zu gewinnen!

In diesem Sinne kooperieren wir mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in den Gremien der studentischen Interessenvertretung, in der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: im Studierendenparlament, in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Hochschulsenat, in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Rechts und Sozialabbau. Wir sind bundesweit im Hochschulgruppenverband Die Linke.SDS organisiert.

Bescheidenheit eine Zier ?
Ein Plädoyer für den ganzen Menschen

„Ein würdiges Leben für Jeden frei von Krieg, Armut und Hunger, gebührenfreie Bildung und gesellschaftliche Teilhabe für Alle, sinnvolle Arbeit in sozialer Sicherheit, eine Gesundheitsvorsorge und medizinische Versorgung, die nicht Profitzwecken untergeordnet ist, günstiger und komfortabler Wohnraum für Alle, öffentliche Theater und Museen als lebendige Kulturstätten, souveräne Wissenschaften für das Gemeinwohl, menschenzugewandte Verwal-tungen und soziale Dienste, nachhaltige Mobilität, Energie- und Wasserversorgung für alle – dies ist weltweit längst möglich. Es ist kein Gnadenbrot, sondern eine Notwendigkeit für die ganze Menschheit“

 

„Die Schuldenbremse abschaffen: Sozialer Fortschritt in globaler Solidarität!“, Beschluss des Studierendenparla-ments der Universität Hamburg, 28. September 2017

Es ist wahrlich viel zu tun. Das Hamburger Abendblatt brachte kürzlich eine Liste der 80 reichsten Hamburger Familien – zusammen besitzen sie ein Vermögen, mit dem die Stadt Hamburg 5 Jahre lang ihre Ausgaben decken könnte. Dem gegenüber steht ein kaputt ge-spartes Gemeinwesen. Wir alle kennen es: Sanierungs-stau bei Hochschul- und Schulgebäuden, nicht genü-gend Räumlichkeiten, ka-putte Sanitäranlagen, ver-altete Ausstattung. In den Bereichen Soziales, Kultur und Gesundheit ist es ebenso.  „Privatisierungen, Steuersenkungen und Sozialstaatsabbau“ (Die Anstalt, ZDF, 7.11.17) haben es so weit gebracht – ausgedacht und propagiert von den Reichen – und eins ihrer Instrumente ist die Schuldenbremse. Unternehmensbesitzer, Ar-beitgeber und Lobbyisten, Militärs und ihre Gefolgsleute in der Wissenschaft, in den Medien, in Kirchen und Gerichtssälen versuchen so fieberhaft ihre Interessen der Gewinnmaximierung durchzusetzen. Ihnen geht es nicht um Menschenliebe, Klugheit oder Gerechtigkeit, sondern um Profite. Alle sollen sich ihrem Gewinnstreben unterwerfen und die „übernatürliche Macht“ des Marktes anerkennen. Tagesübergeifend und auch an den Hochschulen sollen wir konkurrieren – z.B. um die (künstlich) knappen Masterplätze; uns optimieren – z.B. in Workshops für mehr „Selbstdisziplin“ und psychologischer Einzel-beratung; konsumieren – ob Mensch oder Materie ist dabei egal; oder mal zur Wellness-Oase gehen und uns ganz um uns selbst küm-mern. Politik und Gesell-schaftsveränderung sei von gestern.
Ernsthaft?
Mit dieser Hoffnungs- und Alternativlosigkeit machen rechte Menschenfänger wie die AfD ihr Geschäft. Sie profitieren von der „Politik-verdrossenheit“, die die Kürzung der öffentlichen Bereiche durch Beschnei-dung der demokratischen Verfügung der Bevölkerung über die gesellschaftliche Entwicklung schürt. Die Unterdrückung der Mehr-heit der Menschen manifestiert sich subtil – in Leere, Depression, Antriebslosigkeit und der Unfähigkeit über oberflächlichen Smalltalk hinaus mit anderen zu kommunizieren. Die Kultur des Misstrauens und des Bluffs kennen wir auch aus Seminaren, in denen sich nicht getraut wird, zu den eigentlichen Fragen des Studiums zu sprechen: Sollen nicht Wissenschaft und Forschung dazu beitragen, die Welt friedlich, sozial und demokratisch zu gestalten? Sollte nicht die gemeinsame kritische Persönlichkeitsentwicklung einer und eines Jeden Movens für die Arbeit an der Hochschule sein?
Bereits ein ernst geführtes Gespräch mit den Kommilitonen, kann aus der Vereinzelung führen. Und wenn es in dem Gespräch z.B. über die oben aufgeworfenen Fragen geht, oder um den Zweifel, ob Prüfungen sich mit dem Erkenntnisinteresse einer Bildungseinrichtung vereinbaren lassen, dann können daraus Widerstand und gemeinsame Aktionen ent-stehen und eine größere Veränderung, als man vorher zu denken vermochte. So konnten in der jüngeren Vergangenheit die Studiengebühren wieder abgeschafft, eine Zivilklausel (Wissenschaft nur für friedliche und zivile Zwecke) in der Grundordnung der HAW verankert oder Prüfungsordnungen um Restriktionen gemindert werden. Dabei können wir lernen aus der bewegten studentischen Geschichte. In den 70er Jahren war BAföG z.B. durch das gemeinschaftliche Agieren der Studierenden erkämpftermaßen ein Vollzuschuss und ein Recht. Heute fühlt man sich eher als Bittsteller gegenüber dem BAföG-Amt. Warum nicht die Errungenschaften von damals selbstbewusst wieder einfordern und darüber hinausgehen? Dies würde nicht nur für uns unmittelbar positive Konse-quenzen haben, sondern auch international, da die BRD die Austeritätspolitik (Entsagungspolitik) über Kürzungs-„reformen“ (nicht nur) nach Griechenland exportiert. Ein Bruch hier wäre eine Unterstützung für den Bruch mit der menschenverachtenden Politik weltweit.

Streiten wir für die gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaft!
 
Erste Schritte können sein:

•    Eine kritische Reflektion der „Digitalisierung“ in der Informatik; eine Soziale Arbeit, die nicht die Menschen zum Funktionieren im Markt drängt, sondern sich gegen die strukturellen Ursachen von Elend und Prekariat wendet; technische Entwicklungen, die die vernünftige Nutzung unseres Planeten ermöglichen; ein redlicher Journalismus, der nicht die Mythen des kaputten kapitalistischen Systems reproduziert, sondern die Wahrheit verbreitet. Entwicklungsmöglichkeiten und Raum für Diskussionen dieser Art gibt es in jedem Studiengang!

•    Studieren und Lehren als lästige Pflicht gehören auf den Müllhaufen der Geschichte. Beenden wir die verordnete Bescheidenheit, was Freude, Verständigung und Ansprüche inhaltlich, strukturell und materiell angeht. Schaffen wir zusammen eine neue studentische Kultur auf dem Campus und in der Stadt. Durch Raum, der einlädt zu Gesprächen, durch das Zeigen zeitkritischer Filme und Theaterstücke. Durch gemeinsamen Tanz oder Musikgenuss können wir uns neu begegnen und voneinander lernen – International!

•    Weitere Maßnahmen sind das Reduzieren von einengenden Fristen und Prüfungen, das Abschaffen von Zwangsexmatrikulationen und die Stärkung der demokratischen Auseinandersetzung in der Hochschule für die Überwindung der Ba/Ma-Unkultur – mit Lehrenden und Mitstudierenden.

Packen wir es an. Zusammen können wir dieser Wende zum Durchbruch verhelfen! Beteiligen wir uns an der Kampagne der hochschulpolitisch Aktiven an der Uni Hamburg zur Abschaffung der Schuldenbremse.

Wählt - Selbst aktiv zu werden!

„Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren“

Studentenproteste in Hamburg 1967

 

Vor 50 Jahren nahm die „68er Studentenbewegung“ Fahrt auf: Studierende wandten sich mit ihrem Protest gegen die verkrusteten Verhältnisse in der BRD. Sie wollten die restriktiven und autoritären Strukturen an den Universitäten überwinden, die Altfaschisten aus ihren Lehrstühlen fegen, die soziale Öffnung der Hochschulen für alle Bevölkerungsschichten erreichen und für eine zivile Entwicklung, Abrüstung und das Ende des Vietnamkrieges wirken. Die Dynamik, die diese intensiv vorbereiteten Proteste erreichten, ging weit über die Hochschulen hinaus und krempelte breite Bereiche der Gesellschaft um.

 

Heute wird mit der 68er Bewegung vielfach „Hippietum und sexuelle Befreiung“ verbunden. Diese Geschichtsverdrehung ist ein absichtsvolles Herunterspielender Bedeutung der gesellschaftlichen Veränderung. So entstanden in dieser Zeit z.B. neue Fachrichtungen und Disziplinen, wie in Frankreich an der revolutionären Uni in Vincennes zu bildender Kunst, Informatik, Psychoanalyse oder Film. In der BRD wurde die kritische Psychologie entwickelt, die im emanzipatorischen Sinne die bisherigen Theorien über den Haufen warf. Hochschulen sollten für alle zugänglich sein. Seminare wurden geprägt durch streitbare Diskussionen, wo Studierende von Lehrende und Lehrende von Studierenden lernten. Statt der Bildung von Hierarchien ging es der Bewegung darum, an der Lösung der großen Menschheitsfragen zu arbeiten: Die Beendigung der Kriege und der sozialen Ungleichheit für die Schaffung einer friedlichen Welt, in der Menschen sich künstlerisch, wissenschaftlich, gesundheitlich und produktiv voll entfalten können.

 

Es ist kein Zufall, dass die AfD gegen das „rot-grün-versiffte 68er-Deutschland“ koffert. Als Partei für die Reichen ist ihnen dieser gesellschaftliche und kulturelle Aufbruch hin zu Gleichheit und Solidarität zuwider. Darum prägen wir genau das weiter aus! Die Aufarbeitung der Errungenschaften der 68er, das Herausholen der Bewegung aus den verstaubten Archiven, heißt: für die heutigen Auseinandersetzungen von '68 zu lernen. Schluss mit den Mythen: Bachelor/Master ist nicht ewig. Eine vernünftige Bafög-Reform ist nötig. Frieden ist möglich. Geld ist genug da. – Packen wir es an! Nicht zuletzt ist diese gemeinsame Arbeit wirksames Engagement gegen Rechts.

 

Wir rufen auf:

 

Veranstaltung an der Uni Hamburg:

Heute vor 50 Jahren „Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren“

 

Wann: Do, 09.11.2017, 18:15 bis 19:45 Uhr

Wo: Universität Hamburg, Audimax 1, Von-Melle-Park 4, 20146 Hamburg

 

Prof. Dr. Rainer Nicolaysen, Arbeiststelle für Universitätsgeschichte

im Gespräch mit

 

Gert Hinnerk Behlmer, Staatsrat a.D., Transparentträger am 9. November 1967

Dr. Helga Kutz-Bauer, AStA-Vorsitzende 1967

Franziska Hildebrandt, AStA-Vorsitzende 2017

 

Aufs Ganze
Für eine umfassende Bildungsreform

„Während Studierende der ersten Semester häufig gute Noten im Studienverlauf und vor allem den Erwerb fachspezifischer Kompetenzen anführen, erscheinen den Lehrenden vor allem Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung und eher methodologische Fähigkeiten relevant. […] In den Interviews mit Studierenden fortgeschrittener Semester finden sich häufig Hinweise darauf, dass sich die eigenen Vorstellungen von gelingendem Studieren im Laufe der Zeit, ausgehend von einem eher formalistischen Verständnis, hin zu einer eher subjektiven Ausrichtung auf Interessen und Studienzufriedenheit verändert haben.“
Universitätskolleg Uni Hamburg, Band 15 „Studierfähigkeit“, 23.11.2016

Wollen wir mit Persönlichkeitsentwicklung und interessengeleitetem Studieren bis zum Ende des Studiums warten? Oder sind wir für die Jagd nach guten Noten an die Hochschule gekommen? Wohl kaum! Zwar wird bereits in den Schulen darauf geachtet, leistungsorientiert „auszusieben“, doch vermieste das auch kräftig die Lust am Lernen. Das sollte im Studium anders werden. Mit Energie und Beginnerfreude trifft man dann jedoch nicht selten auf dieselben Bewertungsmethoden. Und damit nicht genug – die Jagd nach Credit Points beeinflusst Seminarwahlen und „Zeitmanagement“, bis hin zur Zusammensetzung der Lerngruppen. Internationale Studierende werden schon mal als Risikofaktor für eine schlechtere Note angesehen, anstatt in der gemeinsamen Arbeit kulturelle Vielfalt zu leben und zu genießen. Besonderes Kopfzerbrechen verursachen die Dritt- und damit Letztversuche. In den „MINT“-Studiengängen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sind extra schwere Prüfungen darauf gerichtet, zu entscheiden, wer die Hochschule verlassen muss und somit von weiterer Bildung ausgeschlossen wird und wer dagegen zur gelobten Riege der Ingenieure gehören darf: Der, der sich mit Ellenbogen und Starrsinn durch den „von oben“ aufgedrückten Stoff durchbeißt. Statt Gewinner und Verlierer zu produzieren und einen künstlichen Wettkampf zu inszenieren, sollten alle gemeinsam klüger werden dürfen. In einer kooperativen Lehr-Lern-Atmosphäre, über Fächergrenzen hinweg, gelingt Persönlichkeitsentwicklung. Unabgelenkt von schnöden Notenhierarchien können wir uns dem widmen, was Sinn macht: uns an der Lösung der gesellschaftlichen Schlüsselprobleme – Krieg, Armut, Hunger, Umweltverschmutzung, Energieversorgung usw. – zu beteiligen. So können Wissenschaft und Forschung dazu beitragen, die Welt friedlich, demokratisch und sozial zu gestalten. Um dieses Potential auch ausschöpfen zu können, fordern wir massive Investitionen in Bildung: Spätestens seit Olympia und G20 glaubt niemand mehr das Märchen vom nicht vorhandenen Geld. Mit dem verstärkten Einstellen von ProfessorInnen können die Klausuren nach und nach durch kooperative Lern-Entwicklungsgespräche ersetzt werden. Wir rufen auf zu einem HAW-Reformsemester: 5 statt 3 Prüfungsversuche als Ersthilfe! Die Anerkennung von „Prüfungsvorleistungen“ (Labore, Übungen) anstelle der Klausuren! Abschaffung der Noten mindestens in den ersten Semestern! Mehr Personal zur Entlastung der Lehrenden!
Gute Vorhaben lassen sich auch mit einer klugen Wahl auf Bundesebene stärken.