Wir treffen uns jeden Montag:

 

18 Uhr

Alexanderstraße 1 EG, Raum 0.14

 

E-Mail:

sds-haw@gmx.de

Filmveranstaltung:
Vincennes - Die revolutionäre Uni

„Es machte viel Spaß hierher zu kommen. Wegen der herrschenden Freiheit und der Qualität der Studenten. Alle hier hatten die gleiche Motivation: Sie wollten hier etwas lernen. Sie wollten verstehen und den Dingen auf dem Grund gehen, ungeachtet des Berufs. Das waren keine Streber. Es war ein extrem angenehmes Miteinander.“
Henri Weber, Vincennes - Die revolutionäre Uni, 2016

Im Zuge der internationalen Studentenbewegung 1968 wurde in Frankreich eine Uni erbaut, die alle bisherigen Universitäten in Frage stellte:

Vincennes – Die Revolutionäre Uni.
Sie wurde innerhalb von drei Monaten aus dem Boden gestampft und 1980 als Symbol einer Emanzipatorischen Bildung und Wissenschaft abgerissen.
Die Universität sollte ein Ort werden, der für alle zugäng-lich ist. Nicht so hierarchisch und repressiv wie die Uni-versitäten zuvor. Ein Ort, an dem alle, die etwas lernen wollten, sich bilden konnten. Dabei war es gleich ob oder welchen Bildungsabschluss man hatte. Assistenten, Stu-denten, Professoren oder Rei-nigungskräfte:
„Jeder sollte sein Leben verändern dürfen“ indem er Akteur und Gestalter seiner und der gesellschaftlichen Verhältnisse werden konnte.
Statt Frontalunterricht wurden Kurse eingeführt, in denen auf Diskussion gesetzt wurde. So lernten Studenten von Dozenten und Dozenten von Studenten. Noten gab es nicht. Zum guten Lernen gehörte es auch, dass in Gebäu-den auf einem offenen Campus studiert wurde, die durch-gängig betretbar waren und nicht verriegelt wurden. Es gab Räume, in denen Begegnungen möglich waren, man gemeinsame Zeit verbrachte - auch noch spät abends. So wurden zum Beispiel in den in Frankreich erstmals ge-gründeten Fachbereichen für bildende Künste, Informa-tik, Psychoanalyse oder Film auch noch spät abends Ver-anstaltungen durchgeführt. Die Organisation für eine emanzipatorische Bildung und Wissenschaft war der Ver-bindungspunkt aller Mit-glieder. Es war gängig, dass politische und gesellschaft-liche Themen, Vorhaben und Forschungen für Semi-nare in Vollversammlungen diskutiert wurden.

Was können wir in den heutigen Auseinandersetz-ungen von dieser Universi-tät lernen? Wofür lernen und forschen wir?

Wir laden alle ein - Lehrende, Studierende und TVP - den Film mit uns zu schauen und zu diskutieren!

„Vincennes gab einem die Möglichkeit sich weiterentwickeln zu dürfen. Nicht stehen zu bleiben. Was Anderes zu werden. […] die Arbeiter sollten die gleichen Verträge wie das übrige Uni-Personal bekommen.“
Abdou Gassama, Reinigungskraft und später: Leiter der audiovisuellen Abteilung, Vincennes

Demokratiebildung
Programmatisches zu den Wahlen zum Fakultätsrat WuS und zum Departmentrat Soziale Arbeit

„Überzeugung (neuer Sinn des Wortes)
Um von Volksherrschaft [Demokratie] zu reden, muß man dem Wort einen neuen Sinn verleihen: Es muß bedeuten: Das Überzeugen der Menschen. Volksherrschaft bedeutet Herrschaft der Argumente.“
Bertolt Brecht, Me-Ti Buch der Wendungen, Entstanden im Exil der 1930er Jahre

 

Ende der 1990er, Anfang der 2000er Jahre führten Bertelsmann, Handels-kammer und die neoliberalen Par-teien, gegen den Protest von Hoch-schulmitgliedern, die „unternehmer-ische Hochschule“ ein. Sie wollten für die Standortkonkurrenz die Wissenschaften entseelen, die Hoch-schulen der Verwertungslogik unter-ordnen und sie zu Produktionsstät-ten billigen Humankapitals defor-mieren. In diesem Zuge wurde die institutionalisierte Verständigung in den Hochschulen erheblich abgebaut – z.B. wurde der Fachbereichsrat (heute Departmentrat) auf Fachbe-reichsebene im Hochschulgesetz verboten.
Kräftiger Widerstand von Lernen-den und Lehrenden stellte sich die-ser Verzweckung von Wissenschaft und Bildung entgegen und erreichte u.a. bei der Reform des Hochschul-gesetzes 2013 die Wiedereinführung der Departmenträte - mit Beschluss-kompetenzen.
Aus diesem Grund wählen wir in diesem Semester neu Mitglieder in den Departmentrat Soziale Arbeit.

Dieser Erfolg macht Mut. Es geht in der aktuellen links/rechts polari-sierten Zeit überall darum, gegen Unterdrückung und Bedeutungs-losigkeit für den Ausbau demokra-tischer Errungenschaften zu strei-ten und selbst aktiv zu werden. Dieser Demokratisierungsprozess ist Vorbild für alle gesellschaft-lichen Bereiche.

 

Einige Aufgaben des Fakultätsrats:

- Erlass, Änderung und Aufhebung von Prüfungs- und Studienordnungen sowie Satzungen
- Entscheidung über Einrichtung, Änderung und Aufhebung von Studiengängen im Rahmen des Struktur- und Entwicklungsplans
- Stellungnahmen zu Berufungsvorschlägen und Einsetzung von Berufungsaus-schüssen
- Wahl der Gleichstellungsbeauftragten der Fakultät und deren Stellvertreter-innen oder Stellvertretern
- Stellungnahme zu allen Angelegenheiten der Fakultät
- Wahl der Fakultätsdekanin oder des Fakultätsdekans
- Beschluss eines Entwicklungsplans der Fakultät und dessen Fortschreibung im Rahmen des Struktur- und Entwicklungsplans
- Einrichtung, Änderung und Aufhebung von Forschungsschwerpunkten

Als studentische Mitglieder des SDS im Fakultätsrat haben wir in der letzten Amtsperiode u.a. dafür gewirkt, die demokratische Kultur in der Fakultät zu stärken. Beispielhaft an zwei vom Fakultätsrat WuS beschlossenen Anträgen:

- Wir haben erreicht, dass bei der Wahl der akademischen Gremien die Wahlurne wieder unten im Foryer steht. Bei den letzten Wahlen wurde im 6. Stock gewählt, was einen massiven Rückgang der Wahlbeteiligung zur Folge hatte. Durch die öffentliche Sichtbarkeit der Urne findet bereits Wahlaufklärung statt, Studierende können sich leichter informieren und teilnehmen.
- Der Fakultätsrat unterstützt die studentische Initiative, zu den Wahlen der aka-demischen Gremien eine hochschulweite Wahlzeitung einzuführen. Das ermö-glicht Transparenz über alle Kandidierenden herzustellen, eine fundiertere Wahlentscheidung zu treffen und über die neu geführte inhaltliche Kontroverse (z.B. in der Veröffentlichung von Wahlprogrammen) das Schließen neuer mitglie-dergruppenübergreifender Bündnisse.

Mit dieser demokratischen Orientierung wollen wir uns auch weiterhin im Fakul-tätsrat engagieren. Es geht um zentrale Verbesserungen in der Studienreform, wie beispielsweise um Prüfungsreduzierung, die Stärkung der fächerübergreifenden Kooperation, die kritische Reflektion der Wissenschaftsinhalte und das Erreichen der Viertelparität (alle Mitgliedergruppen sind in gleicher Anzahl in den Gremien vertreten). Eine egalitäre Kultur braucht öffnende statt beengende Studienbedingungen.

Einige Aufgaben des Departmentrats:

- die Studierenden zu wissenschaftlicher und berufsfeldbezogener Arbeit sowie zu verantwortlichem Handeln zu befähigen
- die Organisation des Lehrbetriebs, der Nachwuchsförderung und der Studienfachberatung
- Vorschläge für Studien- und Prüfungsordnungen
- Wahl und Abwahl der Leiterinnen und Leiter der Departments und deren Stellvertretung
- Erlass, Änderung und Aufhebung von Satzungen zur Hochschulzulassung
- Vorschläge für die Einrichtung, Änderung und Aufhebung von Studien-gängen im Rahmen des Struktur- und Entwicklungsplans
- Vorschläge für die Lehrverpflichtung
- Vorschläge für die Zusammensetzung von Berufungsausschüssen.

Auf der bisher ohne Beschlusskompetenz stattfindenden Departmentkon-ferenz wurde sich grundlegend zu verschiedenen Themen über die Entwick-lung des Departments auseinandergesetzt. So wurden und werden weiterhin folgende Themen zentral – auch von studentischer Seite – diskutiert:

- Bei der Reform der Orientierungseinheit im Department wird ambitioniert von der bisherigen formalen und technokratischen Einführung der Studie-renden in die Hochschule Abstand genommen und eine inhaltliche Befassung mit Wissenschaft, Bildung, Studium, Gesellschaft wieder angeregt.
- Die Verteilung der Seminare zu Semesterbeginn ist und bleibt ein aktuelles Thema. Wir setzen mit dem kooperativen Verfahren “Gemeinsames Belegen“ neue Maßstäbe für eine einer Hochschule angemessene aktive und demokra-tische Verteilung von Studierenden für Studierende. Daran arbeiten wir weiter.
- Außerdem wird das Einrichten einer Blockwoche in der Sozialen Arbeit eine größere Rolle spielen, die Arbeit zur Verbesserung der studienbegleitenden Praxis wird fortgeführt und die 100-jährige Geschichte der Sozialen Arbeit weiter aufgearbeitet werden.

Die Soziale Arbeit kann sich als Wiss-enschaft zur Überwindung der sozia-len Ungleichheit dafür einsetzen, dass Menschen ihre Lebensbedingungen und -umstände in ihrer Gewordenheit erkennen und verändern lernen. Sie befähigt Menschen, ihre Geschicke in die eigenen Hände zu nehmen und sich mit anderen für Verbesserungen zusammenzutun. Bereits mit der Auf-nahme eines Studiums kommt jede/r Studierende, zusammen mit den anderen Mitgliedergruppen, in den Genuss Mitglied der Hochschule zu sein und sie gemeinsam zu gestalten. Dafür sind die Arbeit in den Gremien und die jährlichen Wahlen elementar.

 

Internationale Solidarität

statt G20

 

„Ein Gipfeltreffen der größten Waffenproduzenten

Die Staaten der G20 verantworten 80% der weltweiten Militärausgaben, 93% der Waffenexporte und verfügen über 99% der Atomwaffen“

Broschüre „Gemeinsam statt G20“, 2017

 

Menschliches Leben ist gemeinsames Leben von verantwortlichen Personen in der Welt. Nur als Teil dieses Lebens ist die Hochschule gerechtfertigt.

„Blaues Gutachten“ vom „Studienausschuss für Hochschulreform“ im Auftrag des britischen Millitärgouverneurs, 1948

 

Zur Demonstration „Wir laden G20 aus“ am 31.5.17 kamen ca. 1.000 kämpferisch gestimmte junge und alte, einheimische und zugewanderte, arbeitslose, arbeitende und studierende Menschen zusammen, um gemeinsam für Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit auf die Straße zu gehen. Im Vorfeld der Demonstration hatten Studierende die Innenstadt unsicher gemacht und überall, wo Menschen sich aufhielten, diskutiert. Das ergab mindestens 14.548 Unterschriften, die im Rathaus überreicht wurden und viele aufschlussreiche Gespräche. Überwiegend begrüßt wurde die Orientierung des Bündnisses „Gemeinsam statt G20“, sich nicht an den G20 abzuarbeiten, sondern konsequent zu vertreten, dass die Bevölkerungen aller Länder entscheiden müssen. Die Menschen wissen, was sie brauchen und sie brauchen vor allem eins: Frieden! Dieser ist mit dem Kriegs- und Ausbeutungsgipfel nicht zu erreichen. Dagegen sprachen auf der Demonstration VertreterInnen von sozialen Bewegungen aus Brasilien, Griechenland, Senegal und Polen und zeichneten ihre Vorstellungen von einer Alternative zu den G20. Deutlich wurde: überall auf der Welt werden die gleichen Kämpfe geführt. Eleftheria Angeli von der SYRIZA-Jugend aus Griechenland: „Der Gegensatz von Reichen und Armen ist nicht naturgegeben. […] Unsererseits interpretieren wir die Krise als einen Umverteilungsprozess von Unten nach oben, mit dem Hauptziel, soziale Rechte in jedem Aspekt zu untergraben. […] Es ist dringlich, dass die soziale Säule und die demokratische Verantwortlichkeit verstärkt werden, sodass nachhaltige Entwicklung erreicht werden kann, ohne regionale, örtliche oder nationale Ausschlüsse.“ Teil der Alternative, auch über das G20 Treffen hinaus, können die Hochschulen sein, wenn sie sich als gesellschaftliche Akteure in den „Dienst am Menschen“ („Blaues Gutachten, s.o.) stellen.

 

Die HAW setzte sich bereits in den 80er Jahren aktiv für Abrüstung ein. Sie benannte sich 1983 in „Atomwaffenfreie Hochschule“ um. Doch sie setzten sich nicht nur symbolisch für eine friedliche, soziale und demokratische Welt ein, sie gingen dafür auch gemeinsam auf die Straße. Als sich eine Friedensdemonstration und eine Sitzung des Konzils – dem damaligen hochschulübergreifenden Leitungsgremium – überschnitten, schlossen die Konzilmitglieder kurzerhand ihre Sitzung – und sich der Demo an. Wofür wir lernen, forschen und lehren ist eine Frage der Verantwortung. Ebenso, wie wir uns heute gesellschaftlich positionieren und Partei ergreifen, wie wir die drängenden Fragen der Zeit in den Seminaren diskutieren, uns organisieren für die Durchsetzung der Interessen der Mehrheit – unserer Interessen. Julia Zimmermann von der polnischen Partei RAZEM (dt.: Gemeinsam) auf der Demo am 31.5.: „Demokratie ist nichts, was man mit Gewehren bringt, nichts, was man von oben aufgesetzt bekommt, sondern etwas, das von unten wächst. Demokratie, das sind wir! Was wir brauchen ist Solidarität!"

 

Der Weg ist eingeschlagen. Gehen wir ihn gemeinsam weiter.

Wählt: selbst aktiv zu werden!

 

Emanzipation

Plädoyer für eine befreiende Hochschulreform

 

"Sie [die Hochschulen] müssen das Recht haben […] Studenten auszuwählen und Sanktionen gegen Bummelstudenten zu ergreifen. […] Wir lehnen das neue Hochschulgesetz NRW mit "Zivilklausel" sowie leistungshemmendem Genderismus ab”

Programmsammlung/Programmkonvolut der NRW-AfD

 

„So gut wie damals, wird's uns nie wieder geh'n. / Ja gut, alle waren Nazis - das war normal. / Onkel Otto war Nazi und die Hildegard. / Das war'n normale Leute mit normaler Frisur / und keine ostdeutsche Jugendkultur. / Die 68er sind schuld.“

Rainald Grebe, „1968“, 2008

 

Die 68er Studentenbewegung erkämpfte die sozial offene und demokratische Mitgliederhochschule gegen den Muff der hierarchischen und elitären Ordinarienuniversität. Kein Stein sollte auf dem anderen bleiben. So fegte die Bewegung die altfaschistischen ProfessorInnen von ihrem hohen Katheder und verwandelten die Seminare zu lebendigen Diskussionsveranstaltungen. Die Wissenschaftsinhalte wurden kritisch diskutiert, die Tore der Hochschulen wurden geöffnet für gesellschaftliche Fragestellungen und Tausende – Studierende, Arbeiter, Friedensbewegte – gingen  gegen den Vietnamkrieg auf die Straße. Neben der Forderung der bedarfsgerechten Finanzierung der Hochschulen setzten sich die Studenten auch für die Gleichberechtigung der Geschlechter und für soziale Verbesserungen ein. Sie erkämpften z.B. ein eltern- und altersunabhängiges BAföG als Vollzuschuss. Dieses revolutionäre Potential schuf sich schnell Feinde. Neoliberale "Think Tanks" wandten sich zur Rettung der kapitalistischen Ordnung gegen die aufmüpfigen Studierenden. Ihr Instrument war an den Hochschulen die Bologna-Reform. Gegen den Widerstand von tausenden Hochschulmitglieder sollte das Studium einseitig an den Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtet werden. Studierende sollten sich nicht zu mündigen Persönlichkeiten bilden, sondern unter dem Druck von Noten, Klausuren und Zwangsexmatrikulationen zu Humankapital werden. Auch andere Errungenschaften wurden stark geschliffen: so sollen wir uns aktuell mit einem restriktiven BAföG zufriedengeben, welches vorn und hinten nicht reicht und außerdem anteilig zurückgezahlt werden soll? Unter diesen Bedingungen zu lernen und zu studieren ist wahrlich kein Genuss.

 

Wie sähe Studieren aus, wenn es bedeutete fächerübergreifend mit anderen gemeinsam an der Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen zu arbeiten? In der Gesundheitswissenschaft würde der ganze Mensch die Hauptrolle spielen und nicht sein Geldbeutel, oder seine einzelnen Organe. Maschinenbauer würden sich nicht länger als neutral und nur für das Funktionieren ihrer Maschine zuständig sehen, sondern gemeinsam deren Wirksamkeit und Potentiale für den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft diskutieren. Medienschaffende könnten die Narrative der Leitmedien durchbrechen und sich offen für einen objektiv-aufklärerischen Journalismus einsetzen, der nicht durch Absatzdruck verkommt. Aktuell ist dies nur teilweise verwirklicht. Die Zerschlagung der fachlichen Zusammenhänge durch Module, das Ausbilden von „Fachidioten“, die In-Konkurrenz-Setzung mit den Mitstudierenden um rare Masterplätze und dafür das Streben nach einer möglichst guten Klausurnote entleert das Studium und raubt seinen Sinn. Die vielfache Beantwortung: Depression in der affirmativen Selbstaufgabe. Doch die solidarische Organisation mit anderen, die dasselbe wollen für eine befreiende Opposition ist möglich und wird bereits von Studierenden und Lehrenden praktiziert. Auch Departmenträte, Fakultätsräte und der Hochschulsenat als Gremien der akademischen Selbstverwaltung tragen dieses demokratische Potential für umwälzende Verbesserungen in sich. Wir schließen an die 68iger an und wenden uns auch heute damit gegen jegliche rechte Ungleichheits- und Leistungsideologien: für ein Zurückdrängen der Prüfungen zugunsten kooperativer Lernentwicklungsgespräche. Für ein Ende der Sanktionen gegen Studierende. Für ein Beleben der Zivilklausel in der Grundordnung der HAW. Für ein ausreichendes BAföG ohne Rückzahlungen. Wie wir studieren, hängt von uns ab.

 

Wählt: selbst aktiv zu werden!

Human oder Kriegerisch?

Gemeinsam statt G20

 

„Weil Hamburg weltweit ein Symbol fürWeltoffenheit, Toleranz und Klugheit ist. Wenn jemand die Welt versteht, dann die Hanseaten. Globalisierung ist für manche etwas Neues, hier in Hamburg wird sie seit Jahrhunderten gelebt. Wohin sonst sollte Deutschland also einladen? Es gibt keine Stadt, die besser dafür geeignet wäre, dieWelt zu Gast zu haben. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Staats- und Regierungschefs mit ein paar Tausend Mitarbeitern kommen und wir auch ausreichend gute Hotels brauchen. Ich bitte die Hamburger und all die Kritiker: Niemand erwartet, dass jeder die Beschlüsse gut findet. Aber es lohnt sich zu überlegen, warum die Chinesen und andere solche Treffen wollen und warum sich die Afrikaner freuen, dass sie eingeladen sind. Wo sollen Industrienationen und Entwicklungsländer überMaßnahmen gegen die Hungerkatastrophe reden, wenn nicht bei G20? Und wenn es ein Land gibt, das als fairerMittler gilt, dann ist es Deutschland.“
Sigmar Gabriel zu „Warum G20 in Hamburg“, „Gabriel umgarnt Hamburger: Ihr seid Welt-Versteher“, Hamburger Abendblatt, 28.04.2017

 

„Schwarzer, Weißer, Brauner, Gelber! / Endet ihre Schlächterein!
Reden erst die Völker selber /Werden sie schnell einig sein.“
Bertolt Brecht, „Solidaritätslied“, 1931

 

Gegen Kriege, soziale Ungleichheit, Entdemokratisierung und Umweltzerstörung haben sich seit Beginn der menschlichen Geschichte Einzelne bis ganze Völker eingesetzt. Spätestens mit Beginn des kapitalistischen Zeitalters und der Produktion von ausreichend Nahrungsmitteln, um die ganze Welt zu ernähren, ist diese internationale Wende für sozial progressive, friedliche und menschenwürdige Politik keine Illusion mehr. Sie ist als Möglichkeit bereits Teil der Wirklichkeit. Damit diese Erkenntnis nicht Schule macht, zündeln die
Regierungen von Trump, Erdogan, May, Merkel und bald Macron weltweit, schüren kriegerische Konflikte, rüsten ihr Militär hoch und gießen mit dem weiteren Abbau des Sozialstaats Wasser auf die Mühlen der rechten und rechtspopulistischen Bewegungen. Ihre Absicht ist, die Bevölkerung zu spalten. Denn wenn wir den Brecht beherzigen, ist bald Schluss mit Ausbeutung und Austerität. In diesem Sinne qualifizieren immer mehr Menschen ihre Ablehnung der menschenverachtenden Politik – weil sie Besseres wollen und es auch besser wissen. Rationalität statt Fake News, Völkerverständigung statt Rassismus und Solidarität statt Egoismus sind die richtige Seite, für die Partei zu ergreifen sich lohnt.
Dies sind auch Antrieb und Maßstäbe vieler tausend Menschen, die gegen den G20 Gipfel protestieren. Am 7. Juli wollen sich die Vertreter der 19 mächtigsten Regierungen der Welt hinter verschlossenen Türen treffen – ausgerechnet in Hamburg. In der real weltoffenen und durch ihre Geschichte antifaschistisch und friedensbewegt geprägten Stadt wollen sie ein Exempel statuieren. Sie wollen durch viel Show und Abschreckung inszenieren, sie hätten alles im Griff. Doch das Gegenteil ist der Fall. Das wissen sie und wir. Darum wird gelogen, geheuchelt und geschmeichelt. Setzen wir dagegen die Wahrheit. Für verstärkte staatliche Investitionen in Arbeit, Bildung, Kultur und Gesundheit! Für weltweite Solidarität und die Schaffung von Frieden mit zivilen Mitteln! Für eine gleichberechtigte Verständigung aller Länder zur Verwirklichung von Völker- und Menschenrecht im Rahmen der UNO statt eines elitären G20-Gipfels! Dies sind auch die Forderungen der Unterschriftenkampagne des Bündnisses „Gemeinsam statt G20“. Nach einer Auftaktdemo am 19. April, bei der 400 Menschen – vorwiegend Studierende – auf die Straße gegangen sind, heißt es am 31 Mai erneut: Kommt alle! Wir wollen die Unterschriften an die Bürgerschaft übergeben. Bei 10.000 muss sich der Senat damit beschäftigen. Ladet euch die Unterschriftenlisten auf http://www.gemeinsam-statt-g20.de/ herunter und sprecht damit Freunde, Bekannte und KollegInnen an. Lassen wir uns keinen Honig ums Maul schmieren!

Besseres zu tun

Ein Plädoyer

 

„Nach der Elbphilharmonie soll die HafenCity in den kommenden Jahren ein zweites, weithin sichtbaresWahrzeichen erhalten: den "Elbtower" – rund 200 Meter hoch und bis zu eine Milliarde Euro teuer. Das Gebäude, das am östlichen Ende der HafenCity gegenüber den Elbbrücken stehen wird, "muss großartig aussehen, und ein jeder muss es vom ersten Augenblick an lieben", sagte Hamburgs Erster Bürgermeister OlafScholz (SPD) am Mittwoch im Rathaus. [. . . ] Der Elbtower soll auf einem rund 12.000 Quadratmeter großen Grundstück – in etwa das Anderhalbfache eines Fußballfeldes – errichtet werden. [. . . ] Scholz schätzt die Baukosten auf700 Millionen bis eine Milliarde Euro. Die Stadt werde sich daran nicht beteiligen – weder als Bauherr noch als Mieter. [. . . ] Der Bau werde fünfbis sechs Jahre dauern.“
Oliver Schirg, „Der 'Elbtower' - ein Wolkenkratzer für Hamburg“, Hamburger Abendblatt, 08.03.2017

 

„Es kann nicht alles richtig sein in derWelt, weil die Menschen noch mit Betrügereien regiert werden müssen.“
Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft B, 1768-1771

 

Das Semester hat begonnen und herrschenderseits hören wir wieder „wir brauchen neue Wahrzeichen“. Wir erinnern uns kurz der Letzten: der reibungslose Bau der Elbphilharmonie sowie die Versuche die unersetzliche Seilbahn, Olympia oder G20 nach Hamburg zu holen. Nun soll es laut Olaf Scholz als Nächstes den überaus nützlichen „Elbtower“ geben. 200 Meter hoch, 1 Mrd teuer und sechs Jahre Bauzeit. Gemessen an der Elbphilharmonie also real ungefähr 10 Mrd teuer und 18 Jahre Bauzeit. Und daß die öffentliche Hand sich daran nicht beteiligen werde, gehört wohl auch ins Reich der Mythen (wenn nicht gar der Betrügereien).

Es wird deutlich: kein Mensch braucht Wahrzeichen. Der gesellschaftlich geschaffene Reichtum sollte stattdessen für das Gemeinwesen im allgemeinen Wohl genutzt werden. Es geht um reichhaltig finanzierte Bildungs-, Kunst- und Kultureinrichtungen, ausgebaute Sportstätten, ein heilungsorientiertes Gesundheitssystem, inklusive Sozialeinrichtungen und human gestaltete Behörden.
Ausdruck einer solchen Entwicklung sind – gemeinsam unternommen – ein herzlicherer Umgang im Alltag, Freude an der Arbeit und die Perspektive auf eine bessere Zukunft. Deshalb können wir begründet sagen: wir haben Besseres zu tun. Besseres in der Entwicklung der Gesellschaft, der Stadt und der Hochschule. Ein neuer Schub in der Studienreform heißt: Persönlichkeitsentwicklung statt Bulimielernen und demokratische Studienorganisation statt Top-Down-Lehre. Mit der Vitalisierung der Zivilklausel für die gesellschaftliche Verantwortlichkeit von Forschung und Lehre und unseren gemeinsamen Aktivitäten gegen die strangulierende Sparpolitik der „Schuldenbremse“ wollen wir in die nächste Runde gehen. Geld ist offensichtlich genug da. In jedem Fall sind die Bekräftigung von Völkerverständigung und alltäglicher Solidarität (auch international gegen rechts) sowie die Verwirklichung der Menschenwürde in allen Lebensbereichen echte Bezugspunkte, auf die man sich mit allerhand Leuten einigen kann. Diese Tatsache und der Gedanke ihrer praktischen Verallgemeinerung mögen Denken und Handeln beflügeln.